Montag, 1. September 2008

Von wunden Lippen, Fingern und Aquavit.

Dieses Wochenende haben wir es uns richtig gut gehen lassen. Aber lasst mich in der Vergangenheit beginnen.

Mein erstes Krebsessen im Rahmen eines Krebsfestes fand zirka vor 25 Jahren statt. Ich war etwa 5-7 Jahre alt, und wir waren mit unserer Familie Sommergäste bei unserem schwedischen Freund Sigge. Ein ausgelassenes Fest habe ich in Erinnerung, und von dort an, habe ich mich in das Knacken, Spreizen, Gabeln und Schlürfen regelrecht verliebt.
Diese einfache Speise, bestehend aus Brot mit Butter, Mayonnaise als Dipp und den in Dill gegarten Krebsen, hat mein Leben von dem Zeitpunkt an begleitet. Viele Sommer verbrachte/n ich und wir in Schweden und fiel dieser Aufenthalt in den August, legten wir in "unserem" See Reusen aus um den urigen, gepanzerten Delikatessen habhaft zu werden.

Es folgten viele Jahre der schwedischen Bockjagd, die wir, mein Vater und ich, dort verbrachten und uns nach Frühpirsch und vor Spätansitz, mit dem Auslegen und Einbringen der Krebsfallen beschäftigten. Meist sehr erfolgreich.
Ein Kräfta-Fest in Schweden und eines in Deutschland im Anschluss, mit unseren Lieben, war dann oft die Regel.
Auch unsere Elchjagd-Abenteuer im frühen Oktober wurden immer durch erfolgreichen Krebsfang aufgeheitert.
Leider verstarb unser guter Freund vor sieben Jahren, und seit dem ist das Krebsessen immer mit etwas Wehmut gekoppelt. Aber auch ein schöner Blick in eine tolle Vergangenheit.
Selbstgefangene Krebse sind einfach unvergleichlich gut, und so waren die gekauften, oft in Lake eingefrorenen Krebse in den letzten Jahren nur ein spärlicher Ersatz.
Krebsessen mit "echten" Krebsen waren in den letzten Jahren rar, und so erfreute mich die Planung meines Vaters, am Wochenende ein Krebsessen ausrichten zu wollen.
Am Freitag fragte ich nach und erhielt die Nachricht: "wegen Bezugsquellenmangel abgesagt."
Also machte ich mich mit meiner Freundin und unseren zwei Kindern kurzentschlossen auf nach Hamburg, in den Fischereihafen. Hummer-Pedersen war mein Ziel. Bei herrlichem Wetter nutzten wir den Ausflug, um einen kleinen Umweg über die Köhlbrandbrücke zu machen, und Hamburg von erhöhter Warte aus zu betrachten.
Hummer-Pedersen hatte Krebse iranischer Herkunft im Angebot, und wir ließen uns 5 Kilo, es sollte genug für 6-8 Personen sein, verpacken.
Hochwertige französische Butter und Mayonnaise aus Eiern von freilaufenden Hühnern im Frischepardies neben an erworben, ging es sogleich wieder in Richtung Uelzen.
Auf der Sonnenterrasse meines Elternhauses angekommen, begann mein Vater sogleich den Sud unter freiem Himmel, nach traditionell schwedischem Rezept aufzusetzen. Grobes Salz, Zucker, Bier und Dill, einfach und gut.
Wir verlebten einige schöne Stunden beim kochen der Krebse und luden noch einige Freunde zum abendlichen Festschmaus ein.
Ab 18 Uhr griffen wir zu, und die roten Zangentiere mundeten derart gut, dass ich lange zurückdenken musste, um mich an einen ähnlich guten Krebsgeschmack erinnern zu können. Und so knackten wir mit Zähnen und Fingern so manchen Krebspanzer und viele Zangen, bis unsere Finger schmerzten, die Lippen wund waren und die Bäuche sich blähten. Wunderbar!
Einen wunderbaren Abschluss findet ein solches Essen im Genuss eines eisgekühlten Jubiläumsaquavit´s.
Glücklicherweise waren es so viele Krebse, dass wir am nächsten Tag auch nochmal zu zweit genüsslich weiter schlemmen konnten.
Einzig das Erlebnis des Krebsefangens blieb uns dieses Wochenende schuldig, ansonsten war es einfach rund und idealisiert.

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